Ein König in Erklärungsnot 🧐 Fantasy-Fiction Teil 1

König George XII. lümmelte sich in den schafsnappaledernen Sitz seines Rolls Royce. Er war auf dem Weg zurück von der Parlamentseröffnung im Palast von Westminster und würde innerhalb weniger Minuten am Buckingham Palace eintreffen. Die Reichskrone lag neben ihm. Da passierte etwas gänzlich Unerwartetes. Der Chauffeur legte eine Vollbremsung hin. Da George nicht angeschnallt war, krachte er mit dem Kopf gegen die plexigläserne Scheibe zwischen Fahrer und Fonds und war zunächst benommen. Aber dann sah er einen Mann vor der Motorhaube stehen, der Grund für den abrupten Stopp. Der Mann bewegte sich nun auf die rechte Seite der Luxus-Limousine, zog die verriegelte(!) Tür auf und setzte sich neben den britischen König. Die vor Edelsteinen glitzernde Imperial State Crown nahm er kurz in die Hand und dann warf er sie auf den nassen Asphalt der Straße. Nieselregen hatte vor kurzem eingesetzt. In seiner fast grenzenlosen Selbstüberschätzung hatte der Sohn von Mary III. auf eine Polizeieskorte für die kurze Fahrt verzichtet, doch der Fahrer, ein junger athletischer Kerl namens Jim Bensonhurst lag verkrümmt in seinem Sitz und war offenbar ohnmächtig geworden. Der ungebetene Besucher schloss nun die gepanzerte Wagentür und blickte George direkt ins Gesicht. Sein strahlend weißer, großzügig geschnittener Anzug blendete den König leicht. Der Fremde begann jetzt zu sprechen. „Mein Name ist Michael und ich überbringe dir eine wichtige Nachricht des Höchsten Wesens, wie du dich auszudrücken pflegst. Er beobachtet dich schon dein gesamtes Leben lang und findet, daß es für dich ein letztes Angebot zur Umkehr geben soll – seine vorherigen Boten hast du ja immer wieder ignoriert und dich dann weiter auf deinen seelischen Untergang zubewegt.“ George war perplex aber er reagierte zielgerichtet und zog einen Revolver aus der Manteltasche den er jetzt auf den jungen Mann richtete. Dieser schüttelte leicht den Kopf und damit transformierte er die Waffe in eine gelbe Rose, die der König sogleich erschrocken fallen ließ. „Mit solchem Kinderkram sollten wir uns nicht aufhalten.“ Einen Augenblick später sprach jener Michael weiter. „Bereust du wenigstens den Auftragsmord an deiner ersten Ehefrau Sybill?“

Der für George XII. zuständige Wächter der Gegenseite raufte sich die Haare. Aus seinem rechten Ohr kräuselte sich eine kurzstreckige Rauchfahne woran man erkennen konnte, daß es sich bei Belial um keinen Menschen handelte. Dem Wesen mit der schwarzen Seele waren aktuell die Hände gebunden. Er konnte sein Mündel nicht davor bewahren von dem Vertreter der Ordnungsmacht in die Mangel genommen zu werden. Bereits vor mehr als fünf Jahrzehnten hatte man ihn abgestellt um den damaligen Thronfolger auf Linie zu halten. Dieser hatte schon als Jugendlicher eine zutiefst grausame Attitüde entwickelt: wenn es jemandem schlecht ging den er nicht mochte, beflügelte ihn das ganz ungemein. Als einer seiner Sportlehrer an Nierenkrebs gestorben war, feierte der junge George das mit einem Champagnergelage und freute sich über das Leid der betroffenen Familie eine ganze Woche lang. Als Sybill Sprouser seine Ehefrau wurde, bekam es der Wächter mit der ganz kreatürlichen Angst zu tun denn diese junge Frau stand unter dem Schutz der hellen Gegenseite. Für etliche Jahre hatte sie einen persönlichen Schutzengel, der sie konsequent vor den Nachstellungen durch Belial bewahrte. Simon hieß dieser Gegner und er war sehr mächtig. Belial erinnerte sich an ein Zusammentreffen mit ihm am Rand eines Staatsbesuchs in den USA. Er hatte vor, Sybill eine Krankheit anzuhängen indem er sie mit einer infizierten Person zusammenbrachte. Bereits ein Händedruck hätte ausgereicht aber es kam anders. Bevor Sybill dem jungen Mann gegenübertrat hatte Simon diesen geheilt. Die ganze perfide Aktion verkehrte sich somit ins Gegenteil. Belial verabscheute die helle Seite aus der Tiefe seines schwarzen Herzens aber er mußte sich eingestehen, daß diese weitaus mächtiger war als die Truppen, welche stets im Dunkeln lauerten. Wenn sich das Höchste Wesen entschieden hätte, die letzte Schlacht vorzeitig auszurufen so hätten er und die Armee der Finsternis nicht die geringste Chance gehabt. Da aber die menschliche Entscheidungsfreiheit ein heiliges Sakrament war gab es durchaus noch Chancen für Belial und seine Konsorten, den Großteil der Menschheit in Unheil und Chaos zu stürzen…

George XII. gab keine Antwort auf diese Enthüllung. Sybill war ihm im Weg gewesen. Hätte sie ihren letzten Liebhaber Landon al Sareed tatsächlich geheiratet so wäre das eine exorbitante Schande für die Windsors gewesen. Er dankte seiner verstorbenen Mutter noch heute dafür, daß sie ihn zu diesem Mordkomplott angestiftet hatte. Ausgeführt hatten das Attentat zuverlässige Agenten des MI6 in Madrid, die man hernach mit sehr hohen Geldsummen zum lebenslangen Schweigen darüber verpflichtet hatte. Aufzeichnungen darüber gab es weder auf Papier noch auf Datenträgern. Alles war rein mündlich vereinbart worden. Der König blickte den Boten Michael jetzt direkt an. „Warum bemüht ihr euch immer noch um mich?“ Der Mann im weißen Anzug lächelte und erwiderte: „Wir geben niemanden verloren, selbst du verdienst noch eine letzte Chance. Bereue von Herzen und wir werden deine Seele notfalls aus dem Ewigen Feuer herausholen.“ Seine Seele? Die hatte er längst gegen ein Leben in Saus und Braus eingetauscht und war froh, daß er damit auch sein Gewissen endgültig abgetötet hatte. Sein Sitz in der New World Order war ihm sicher dadurch und er sah herab auf die allergrößte Mehrheit seiner Mitmenschen, die von diesen Machenschaften nichts glauben würden selbst wenn man sie zu einer der jährlichen Geheimkonferenzen dieser klandestinen Organisation einlüde. „Michael, du sprichst vergeblich. Ich habe mich entschieden euren Gegnern zu vertrauen.“ Nun wurde es dem Boten zu bunt. Er packte den König am Revers seines Jackets und schüttelte ihn durch bis dieser bewußtlos auf die Seite sank. Michael erhob sich und verließ den Rolls Royce. Die Seitentür ließ er offen und sorgte dafür, daß der Chauffeur in Kürze erwachen würde aber er sorgte auch dafür, daß ein Team von Sky News zeitnah und wie zufällig am Ort des Geschehens auftauchte und den König in seiner desolaten Lage vorfand. Die Nachrichtensender würden das ganze in aller Breite aufarbeiten und darüber berichten und so kam es auch. Man kritisierte den König volle 14 Tage lang für dieses selbstgewählte Sicherheitsdefizit und das fügte ihm einen schweren Publicity-Schaden zu. ITV verstieg sich sogar dazu, dem König eine geistige Schwäche oder gar Erkrankung anzudichten, die ihn womöglich untauglich für sein hohes Amt machte. Würde sich George XII. davon wieder erholen?

Er vermißte seine Mutter Mary an jedem Tag aber er wischte ihren Tod wie selbstverständlich beiseite da er sich nicht eingestehen wollte, daß er sich selbst zum zweiten Tod im Feuersee verurteilt hatte als er seine Seele an Belials obersten Herrn verkauft hatte. Belial saß an diesem Morgen mit ihm wie meistens am Frühstückstisch und verschlang seine übliche Portion blutiges Roastbeef während er dem König gut zuredete. Das Echo in den Medien war vorläufig verstummt und so beschritt der geschwächte König weiter seinen Weg abwärts. Daß sein zweiter Sohn David sich von ihm und der ganzen Familie distanziert hatte war zunächst ein schwerer Schlag gewesen aber George hatte beschlossen auch dies geflissentlich zu ignorieren. Da gab es ein leises Geräusch wie das Klingeln eines Glöckchens und vor den beiden stand unvermittelt der junge Mann mit dem strahlend weißen Anzug. Dieser zog ruckartig einen silbernen Dolch aus seiner Innentasche und rammte ihn Belial, der sich umgedreht hatte mitten in die Brust. Sehr schnell zerfiel dieser Antagonist zu Staub. „Das war der letzte Gefallen den ich dir getan habe.“ In einer hellen Lichterscheinung verschwand jener Michael und ließ einen überaus verzweifelten britischen König zurück, der nach kurzer Zeit zum Telefon griff und seinen Leibarzt Dr. Felix Mortimer zu sich bestellte. In seiner Brust verspürte George einen brennenden Schmerz den der Leibarzt dann mit einer Injektion von 15 mg Morphin beseitigen mußte.

to be continued

2 Comments

    1. Dankeschön, daß dir der Beginn der neuen Story gefällt 🙂. Ich werde da vermutlich eine ganze Anzahl von aktuellen Verschwörungstheorien hineinbringen und eine hoffentlich spannende Story daraus zimmern. Grüße aus Darmstadt, Hans 🙋🏼‍♂️

      Like

Hinterlasse einen Kommentar